Um an der vom Centre for Local Economic Strategies (CLES) und One Manchester organisierten Tagung "Transforming Places: From the Inside Out" teilzunehmen, ging es noch einmal nach Manchester. Im Fokus stand die Frage nach guten Orten - was macht sie aus, wie entwickelt man sie, wie erhält man sie? Der überwiegende Teil des Publikums bestand aus Projektverantwortlichen großer englischer Wohnungsbauunternehmen, wie auch in der Begrüßungsgsrede herausgestellt wurde - "hier sitzen die Verantwortlichen für über 300.000 englische Häuser, zusammen mit Aktivist*innen und gemeinnützigen Akteur*innen". Dementsprechend interessant fand ich es, zu sehen und hören, welche Themen in welcher Form angesprochen wurden.
Schlagwörter und -slogans, die sich in allen der Reden wiederfanden: sense of pride - social tenants have no choice, take back control and ownership, take people on a journey, think local, listen to younger people. Besonders heraus stach für mich Neil MCInroy von CLES, der unter der Überschrift "Time to Build an Inclusive Local Economy" ein flammendes Plädoyer für soziale Ökonomie gab - Rückbesinnung auf lokale und unabhängige Shops, Wohnungsbau und Freiraumentwicklung unter Miteinbeziehung und Beachtung der Anker-Organisationen (die entsprechende Folie zeigte derweil eine Szene von einem Fußballplatz), Förderung von Kooperativen und Social Enterprises. Sein Vorwurf an städtische Wirtschaftsförderung*innen: "Das Hofieren von Großunternehmen und Investoren muss aufhören. Es sind die Kleinunternehmen und Vereine, lokal verankert, die Quartiere stabilisieren und hier ihre Steuern bezahlen. Wer seinen Fokus auf Verantwortliche legt, die die Stadt bei der ersten Krise wieder verlassen, macht einen großen Fehler."
Interessant McInroys letzte Folie, in der er die Logos der Städte und Stadtteile präsentierte, die begonnen haben, sich in ihrer Arbeit auf kleine Firmen, Shops und Genossenschaftsbanken zu fokussieren statt auf Ketten und internationale Großunternehmen: darunter Preston ("Jeremy Corbyns Modellstadt") sowie der Metropolitan Borough of Wirral bei Liverpool - was mich an ein Pausengespräch bei einer Tagung in Liverpool erinnerte, wo eine Stadtteilmanagerin des Wirrals erzählte, dass die Förderung von Sozialunternehmen dort derzeit oberste Priorität habe. Preston wiederum machte auch schon in Deutschland Schlagzeilen, das CLES hat errechnet, dass durch Maßnahmen wie den Rückkauf der Markthalle zur Instandsetzung für lokale Händler und die Fokussierung auf lokale Unternehmen 1600 Jobs in der Stadt entstanden sind und 4000 Menschen heute oberhalb des Mindestlohn bezahlt werden, die zuvor lediglich diesen bezogen hatten.
Steve Millington vom Institute of Place Management gab den Konferenz-Teilnehmenden einen Tipp mit auf den Weg: "Wenn bei euch eine Firma anklopft und euch beim place-branding unterstützen will: setzt sie vor die Tür. 84% dieser Kampagnen gehen schief." Außerdem hatte er einige Beispiele für Jugendbeteiligungen im Gepäck, von denen der Teenage Market ein in meinen Augen besonders schönes war: Die High-Street in Bolton wurde an einen Freitagabend in einen Jugendmarkt verwandelt, ein Pendant also zu den Feierabendmärkten für Erwachsene.
Darüber hinaus war ich zum wiederholten Male angetan davon, wie akribisch in einigen englischen Verwaltungen Daten analysiert werden zur Vorbereitung von Beteiligungsverfahren. Im Workshop "Utilising Data to Identify Thriving Communities", gegeben von Katie Flynn und Pete Pawson vom Oldham Council, stand eine kleine Gruppenübung an zur Arbeit mit dem neue entwickelten "Thriving Community Index" - eine Methode, deren Anwendung ich mir zuhause gut vorstellen könnte.