In der vergangenen Woche bin ich nach Liverpool zurückgekehrt, um an einer Reihe von Veranstaltungen teilzunehmen. Darunter ein Workshop zur Publikation einer gemeinsamen Studie von CLES (Centre for Local Economic Strategies) und der Stiftung Power to Change zum Thema Sozialunternehmen: Building an inclusive economy through community business. The role of social capital and agency in community business formation in deprived communities. In dieser wurde untersucht, warum Sozialunternehmen in einigen benachteiligten Stadtteilen wachsen, in anderen wiederum keinen Fuß fassen können. Außerdem ging es darum, in welcher Weise sie Menschen erreichen und einbinden können, die in Armut leben und wie Sozialunternehmen besser unterstützt werden können.
Im Ergebnis lässt sich, so die Autor*innen der Studie, belegen, dass Community Businesses das Potenzial haben, Ungleichheiten und soziale Exkursion auszugleichen und damit zu einer inklusiveren Ökonomie beizutragen. Allerdings: "Their formation requires the presence of social capital. To realise social and economic potential, social capital can be broken down into bonding, bridging and linking capital, with a form of agency that can activate this potential."
In der gemeinsamen Diskussion ging es darum, Strategien zu erarbeiten, die "bonding, bridging and linking" innerhalb von Nachbarschaften verstärken. Interessant fand ich besonders, wie viele städtische Planer und Verantwortliche aus ganz England anwesend waren. Eine Verantwortliche aus der Verwaltung von Wirral Country machte beispielsweise sehr deutlich, dass das Aktivieren und Unterstützen von Sozialunternehmen ganz oben auf der Agenda stehe.
Mehrfach angesprochen wurden Fragen der Finanzierung und die Notwendigkeit, Business-Pläne zu erstellen, die 5 Jahre+1 beinhalten, also den ersten Tag, an dem Anschubfinanzierungen wegfallen. Passend hierzu berichtete die Leiterin des Gemeindezentrums Florrie, in dem die Veranstaltung stattfand, von finanziellen Problemen, die mithilfe eines externen Beraters aus London angegangen werden - was einen großen Schritt bedeute. "Er hat die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen, als wir ihm erzählt haben, was dieser Saal hier stündlich an Miete kostet, nämlich 12,50 Pfund. Künftig liegt der Preis bei 100 Euro für Externe, denn wir wollen verstärkt die großen Unternehmen aus der nur wenige Minuten entfernten Innenstadt für Tagungen und Workshops locken, was uns auch schon gelungen ist mit einem Staff Training von Marks + Spencer. Die interessiert aber nicht, dass wir ein Community Business sind, die interessiert nur das historische und eindrucksvolle Ambiente und das Wort Business. Daran muss ich mich gewöhnen."
Ein Vertreter aus Blackpool berichtete von einer Maßnahme, die gleichzeitig unter 'Bürgerbeteiligung' und 'Talent Spotting' für Sozialunternehmen zu verbuchen ist: Citizen Panels. Hierfür wurden durch persönliche Ansprachen und buchstäbliches Klingeln an jeder Tür Menschen aus verschiedenen Stadtteilen gefunden, die sich innerhalb von zwei Monaten insgesamt acht Mal getroffen haben, um die Probleme und Potenziale ihres Stadtteils offen zusammenzutragen. Für die eingebrachte Zeit wurden sie seitens der Stadt finanziell entschädigt. Die anschließende Ergebnispräsentation fand vor Politik und Verwaltung statt, so dass die Teilnehmenden die Möglichkeit hatten, vor einem großen Gremium direkt mit den Verantwortlichen zu sprechen.
Die detaillierten Inhalte der Studie führen zu einem Wechsel der Reiseroute - im November geht es noch für ein paar Tage nach Kingston upon Hull, da im Kontext der Studie ein interessantes Projekt aus der Industriestadt in East Yorkshire vorgestellt wurde.