Newcastle United: Fans vs. Stadtplaner

In Newcastle zeigen Stadtplaner und Stadtrat in diesen Tagen auf, wie Quartiersentwicklung, die die sozialen und ökonomischen Potenziale des Fußballs nutzt, nicht funktioniert. Dort hat der Rat gerade ein 120 Millionen-Pfund-Projekt eines Investors genehmigt, dass die Skyline der Stadt massiv verändert und den Premier League-Club langfristig zwingen könnte, St. James-Park zu verlassen, um an den Stadtrand zu ziehen: Ein Investor darf auf einer unmittelbar am Stadion gelegenen Freifläche unter anderem ein 21-stöckiges Wohnhaus errichten, Bürotürme bauen und ein Hotel. Entsprechende Visualisierungen können hier eingesehen werden. In den vergangene Monaten hatte es immer wieder massive Fanprojekte gegeben, mit dem Verweis auf die Bedeutung des Clubs für die (Innen-)Stadt, die entsprechend ohne Erfolg geblieben sind. 

 

Die Pläne werfen Fragen auf - Auseinandersetzungen um Lärm dürften gesetzt sein,  sobald die Besitzer*innen ihre neues Zuhause beziehen und realisieren, dass Fußball Geräusche und Begleiterscheinungen in Form von Menschenmassen vor  mit sich bringt, zumal das Stadion außerhalb der Saison bisher auch für Großveranstaltungen (Konzerte, Rugby, etc.) genutzt wird. Zahlen wie 1200 neue Arbeitsplätze für die Stadt sind naturgemäß mit Skepsis zu betrachten, da sie rein theoretischer Natur sind bis der letzte Mietvertrag unterschrieben ist und neue Büro-Gebäude nicht per se auch neue Arbeitsplätze schaffen, wie nicht erst in Liverpool mit seinen teils leerstehenden Büro-Towern zu beobachten ist. Von einem Fußball-Club in unmittelbarer Nähe leben gerade in England viele Bed &Breakfast-Hotels, die als Familienbetriebe  geführt werden, so dass meines Erachtens hier auch sorgsam abgewägt werden sollte, wie viele Hotelzimmer in verschiedenen Preis- und Ausstattungssegmenten dem Umfeld eines Stadions wirklich gut tun.

 

St. James-Park wiederum ist aufgrund seiner Lage und Architektur ein ikonischer und stadtbildprägender Bau an sich, der an Bedeutung verliert. Bisher bietet der Club zudem während der Sommermonate einzigartige Führungen an, die nicht nur Fans ansprechen:  mit Sicherheitsausrüstung geht es auf das Stadiondach, um den weiten Ausblick über die Region zu genießen. Sollte Newcastle United in den kommenden Jahren einen Kapazitätsausbau anstreben (zuletzt geschehen im Jahr 2000), ist darüber hinaus abzusehen, dass es den Verein auf eine grüne Wiese zieht, mit entsprechend abzusehenden Auswirkungen für die Innenstadt-Gastronomie - denn in westlicher Richtung wird das Stadion von dem Uni-Quartier eingefasst, nördlich und östlich von teils denkmalgeschützten Häusern. Über 1700 Widersprüche gegen die Bebauung südlich des Stadions hatte es nach Medien-Berichten gegeben, entsprechend verhärtet sind die Fronten derzeit und die Enttäuschung der Fanszene gegenüber Politik und Stadtverwaltung dürfte somit noch lange anhalten.