Zwischen Helix und Ouseburn

Die nach der Konferenz in Newcastle noch verbleiben Zeit habe ich damit verbracht, mir die Newcastle Helix anzuschauen (Eigenwerbung: 'a landmark 24-acre quarter built to transform quality of life with new products and services') sowie durch Ouseburn zu spazieren, dem vormaligen industriellen Herzen der Stadt, transformiert in ein augenscheinlich hippes, zentrales und gemischtes Stadtquartier. 

 

Zur Realisierung der Helix haben die Newcastle University, die Stadtverwaltung und der Privatsektor eng zusammengearbeitet, es handelt es sich also um ein Privat-Public-Partnership-Projekt, wobei die Einbeziehung der Privatwirtschaft als "Game Changer" bezeichnet wird: Labore und Hörsäle der Universität und Forschungslabore der Privatwirtschaft unter einem Dach, ein "kolloboratives Ökosysteme für den öffentlichen und privaten Sektor" nach Angaben des Uni-Teams, dass im Rahmen der Tagung Führungen über das Gelände geleitet hat. 215 Millionen Pfund sind in das Gelände geflossen, wobei darauf geachtet wurde, die umliegenden Quartiere über kreuzende Wege anzubinden und die Gebäude offen zu gestalten. So soll das kürzlich eröffnete Haus mit dem Namen "The Catalyst", das das nationale Innovationszentrum für Daten zum Altern beherbergt, in Kürze mit Bildschirmen ausgestattet werden, die aktuelle Forschungsergebnisse und Projekte für Passanten verständlich erklären sollen. Außerdem arbeite man gerade an einem Veranstaltungsplan für das Foyer, den man wolle die Öffentlichkeit gezielt auf das Gelände einladen. 

 

An einer Ecke des Campus rollen derzeit die Bagger. "Dort entstehen Wohnungen, die mitwachsen und an die Bedürfnisse des Alterns angepasst werden können, durch Wände zum Umbauen und flexible Schnitte. Ein Spinn-Off der Uni ist für das Projekt zuständig, das Co-Design der Häuser wurde von den künftigen Bewohner*innen und den Social Landlords gemeinsam erarbeitet." Allerdings gilt: wer hier einzieht, wird gleichzeitig zum Forschungsobjekt hinsichtlich der Veränderungen und Zufriedenheit, wobei dem natürlich alle Mieter*innen vor Vertragsunterzeichnung zugestimmt haben.

 

Zudem wurde erläutert, dass Newcastle die größten Open-Data-Datenbank in ganz Großbritannien besitze - Temperatur in den Straßen, Windrichtungen, Feinstaub, alles wird über hunderte Data Gathering-Boxen aufgezeichnet und steht den ansässigen Firmen dementsprechend für ihre Forschung und Projekte zur Verfügung, wobei die Wirtschaftsförderung sich gezielt um die Ansiedlung von Firmen in den Sektoren Digital Creative, Data Science, Life Science und Urban Science bemüht. In der Werbebroschüre heißt es hierzu: "Data Science is one of the conerstones of Newcastle Helix. Across the development are facilities to support business looking to capture and mine data our collaborate with our specialists to gain insight through the data they have." 

 

Zum Abschluss der Führung gab es noch einen kleinen Vortrag von Promovierenden, die sich mit technischen Lösungen zur Verbesserung von Dialog- und Partizipationsprozessen befassen und Geräte entworfen haben, mit denen Beteiligung auf ein neues Level gehoben werden soll. Und zwar indem die Geräte zb. Zeichnungen kodieren und die Erläuterungssätze dazu aufzeichnen, damit die Planer anschließend wissen, was genau mit Skizzen der Anwohner*innen gemeint war. Spannende Ansätze rund um die Uni Newcastle und die Helix, wobei ich mir an dieser Stelle mehr Zeit gewünscht hätte, mehr zu verstehen und zu erfragen. 

 

Ouseburn als Distrikt fand ich dann - abgesehen von der monotonen Bebauung entlang des Tyne-Ufers - spannend und belebt, selbst an einem Sonntagnachmittag im November. Dass die öffentlichen Räume und Plätze am Wasser gut besucht sind, liegt auf der Hand. In vielen früheren Industriebauten haben sich darüber hinaus Start-Ups und Kreative angesiedelt. Das Design Framework der Stadt lässt sich hier nachlesen, ein Artikel in der lokalen Presse zu den Kontroversen rund um das europaweit beachtete Regenerations-Projekt hier.