Innenstädte kuratieren

Alkes Geschichte ähnelt der von Jo: sie ist als Erasmus-Studentin nach Manchester gekommen und geblieben, bzw. direkt nach dem Studienabschluss vor rund zehn Jahren in Berlin zurück nach England und hat sich vor Ort einen Job gesucht.  Das Mittagessen mit Alke war aufschlussreich und kurzweilig - nicht zuletzt, weil sie als Landschaftsarchitektin einen Blick für räumlichen Qualitäten hat und ich endlich meine Fragen zu "Bürgerbeteiligung" in England stellen konnte. Ergebnis: negativ. Offizielle Runden von Stadt und beauftragen Planungsbüros zur Erarbeitung und Vorstellung von Masterplänen oder Konzepten laufen auch hier überwiegend identisch: Präsentation und Diskussion von Plänen im Gemeindezentrum, besucht von einem kleinen Kreis aus der bürgerlichen Mitte im gehobenen Alter, oft lediglich anberaumt, um den Erfordernissen von Beteiligung hinsichtlich von Fördermitteln gerecht zu werden. 

 

Was läuft besser? Die Raumplanung. Seit rund drei Jahren gibt es landesweit Bürgermeister, die für sechs Großregionen zuständig sind.  Manchester hat für seine Großregion einen sogenannten Metro Mayor, genauso wie Sheffield und Liverpool. Sie sind unter anderem zuständig für Verkehr, Gesundheit, Abfallwirtschaft und Wohnen. Die Ämter wurden eingeführt, um das extrem ausgeprägte Nord-Süd-Gefälle aufzubrechen - während London und das Umland prosperieren, fühlt sich der Norden zu Recht seit Margret Thatchers radikalem Sparkurs in den 1980er-Jahren abgehangen. Alke, die beruflich überwiegend an Projekten zur Stärkung der Infrastruktur arbeitet: "Das Nord-Süd-Gefälle ist noch deutlich spürbar, wobei jetzt Bewegung in die Planung kommt." Im Ruhrgebiet hingegen ist ja gerade nach achtjähriger Vorbereitungszeit das angestrebte Ziel eines Regionalplans bis 2020 in weite Ferne gerückt. 

 

Alke schätzt an Manchester besonders die kompakte Innenstadt mit ihren kurzen Wegen und der Mischung aus Shopping, Kultur, Bars und alternativen Vierteln: "Alles Auch nachts ist die Innenstadt belebt und man kann von A nach B laufen."  Weiterer Pluspunkt: "Die Stadt ist spannend, weil sie sich ständig verändert und damit nie still steht. Hier spricht man von 'curating', also davon, die Innenstädte mit ihrem Angebot zu kuratieren. Viele Verwaltungen werden da gerade aktiv." Schade hingegen sei, dass die Innenstadt zu wenige Grünflächen aufweise und die vorhandenen dem entsprechend großen Ansturm nicht gewachsen seien - ein Punkt, der, kaum das man darauf achtet, dann auch gleich ins Auge fällt. 

 

Liebe Alke, vielen Dank für den schönen Mittag und deine Tipps. Danke auch an Tobias Meier für das Vermitteln des Kontakts!