Rund 70 Kilometer nördlich von Liverpool liegt Blackpool. Dort wird 365 Tage lang Kirmes gefeiert. 24 Stunden am Tag. Die komplette Küstenpromenade ist übervoll besetzt mit Souvenir-Ständen, Indoor-Spielhallen voller Spielautomaten und Bars. Auf den beiden Piers lässt sich Achterbahn fahren mit Blick aufs Meer oder um übergroße Plüschtiere schießen. Die Zahl der Hotels entlang der Küste und in den dahinterliegenden Blocks übersteigt gefühlt noch die Zahl der Menschen, die sich bereits ab dem frühen Nachmittag über die Promenade schieben.
Und das ist eine Kunst, denn gerade in den Sommermonaten ist in Blackpool einiges los. Der Ort gilt als Englands Ballermann. Wer bisher dachte, die Dichte an Junggesellen*innen-Abschieden in der Düsseldorfer Altstadt sei unübertroffen, irrt eindeutig. Aufgrund des Überangebots an Allem liegen die Preise für Unterkünfte und Verpflegung darüber hinaus so günstig, dass Blackpool für viele englische Familien der einzige Ort ist, in dem sie sich einen Badeurlaub leisten können.
Einmal im Jahr treffen in Blackpool Touristen auf hunderte Punks, wenn das Rebellion Festival in den altehrwürdigen Winter Gardens stattfindet. Am Wochenende war es so weit. Zur viertägigen Veranstaltung reisen Fans aus ganz Europa an. Ich hatte schon vor Wochen ein Tagesticket gebucht, denn Blackpool stand ohnehin auf der Liste und das Line-Up war es absolut wert. Dennoch: Ein wirklich bizarrer Mix, da zeitgleich auch noch der örtliche Drittligist gegen die Bristol Rovers spielte und die Auswärtsfans schon Mittags um Zwölf nach Kräften versuchten, die aus den Pubs schallenden Dancing Queen- und Que Serra-Technoversionen, mit munterem Sing Along zu überstimmen.
Das Rebellion-Festival war die Reise dann wirklich wert. Die denkmalgeschützten Winter Gardens stellen eine sehr besondere Location dar. Ein riesiger Komplex, erbaut um Jahr 1878, der ein Theater, einen prächtigen Ballsaal und viele weitere Räume beherbergt. Mein Favorit: die Almost Acoustic-Stage inmitten eines gemütlichen Pubs und das klimatisierte Theater, in dem das Publikum ganz gediegen in den Sesseln Platz nahm. Beindruckend im negativen Sinne aber die Einbettung der Winter Gardens in das Umfeld: die Sichtachse auf das Eingangsportal wird durch ein Einkaufszentrum beschnitten, in der seitlichen Fußgängerzone dominieren optisch die Straßenlaternen, die sich wiederum durch ein äußerst fragwürdiges Design auszeichnen.
Zufall: Nina aus meiner Herzens- und Studistadt Bremen war zusammen mit einer großen Gruppe auch da, was ich aber erst auf dem Hinweg über Facebook entdeckt hatte. Wir hatten uns schon sehr lange nicht mehr gesehen, am Wochenende reicht es dann für ausführlichen Schnack, ein kleines Cider und mehrere große Kaffee - schön war's und gerne wieder!