Hull: Ankunft in UK´s Capital of Culture 2017

Als zum ersten Mal geraten wurde, nach Kingston upon Hull in Yorkshire zu fahren, war ich skeptisch. Den Städtenamen hatte ich zuvor nie gehört und auch der Titel "UK Capital of Culture" war mir neu. Den hatte Hull im Jahr 2017 inne und er soll nachhaltige Spuren hinterlassen und maßgeblich zur Regeneration der 250.000 Einwohner-Stadt beigetragen haben. Nachdem weitere Gesprächspartner unabhängig voneinander dazu rieten, den Reiseplan zu ergänzen, kürzte ich Sheffield ab, buchte Hull und war schon baff, bevor ich überhaupt da war. Die Liverpooler Künstlerin Josie Jenkins ist in Hull aufgewachsen und hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, Gesprächspartner*innen zu vermitteln. So landete wenige Tage vor der Ankunft ein Programm-Vorschlag in meinem E-Mail-Postfach, von dem mir noch unbekannten Paul Collins, der sechs Interviews, einen Stadtrundgang und gleich auch noch eine kleine Pre-Birthday-Party für mich organisiert hatte. 

 

Hull hat eine maritime Vergangenheit und bis vor wenigen Jahren eine Reputation, die der von Gelsenkirchen ähnelte: Hull als UK´s "crap town No.1", Gelsenkirchen als Platz 401 von 401 im Ranking der lebenswertesten Städte Deutschlands. Inwiefern kann ein Kunst- und Kulturprogramm, gefördert und zugeschnitten auf lediglich ein Jahr, nachhaltig Identität und Image verändern, bzw. ist das überhaupt möglich? Als Essenerin habe ich den rein subjektiven Eindruck, dass der Titel der europäischen Kulturhauptstadt keinen nachhaltigen Effekt erzielt hat, bis auf schöne Bilder und Erinnerungen an das A40-Still-Leben. In Liverpool hingegen weisen Studien, Zahlen und Gespräche darauf hin, dass die Stadt massiv von dem Titel profitiert hat. 

 

Wie hat sich also Hull verändert und was hat es mit dem kleinen, britischen Schwesterprogramm zur Kulturhauptstadt überhaupt auf sich? Die Leitfragen. Aber erstmal eine Überraschung direkt bei der Ankunft: An einem Sonntagnachmittag im November ist ein farbenfroher Informationsstand geöffnet, an dem gleich vier Volunteers Tourist*innen empfangen und ihnen einen Überblick über Kunst-, Kultur und das aktuelle Veranstaltungsprogramm geben. Außerdem hat die 250.000 Einwohner-Stadt seit 2017 ein Backpacker-Hostel, wo ich einchecke - nicht zuletzt, da ein Hostel für Gelsenkirchen-Schalke zu den Vorschlagen gehörte, die ich im Rahmen der Masterarbeit entwickelt hatte.