Planning for Healty Lifestyles: Englische Beispiele

Planning for Healthy Lifestyles - so lautet der Titel der Fortbildung des Royal Town Planning Institutes, die gestern Eden Project stattfand und somit eine gute Gelegenheit bietet, ein paar Tage in Cornwall zu verbringen. Der Besuch hat sich gelohnt, denn hier waren hauptsächlich kommunale Stadtplaner*innen zugegen, die zahlreiche Beispiele aus ihren Städten präsentiert haben.  

 

Besonders interessant waren dabei die Belege aus der 1,1 Millionen-Stadt Birmingham, wo 408.000 Menschen an der Armutsgrenze liegen und ein Viertel der Kinder als übergewichtig gilt: Dort hat man umfassend analysiert, welche Faktoren Personen mit geringem Einkommen an einem aktiven Lebensstil hindern und daraus Konsequenzen gezogen. Die größte Sachaktion stellte dabei die Vergabe von 7000 Fahrrädern an Menschen aus strukturschwachen Stadtteilen dar, einhergehenden mit entsprechendem Ausbau der Rad-Infrastruktur. Karen Creavin, Direktorin der Active Wellbeing Society, die im Auftrag der Stadtverwaltung an Birminghams neuem Ansatz mitgearbeitet hat: "Sachkosten sind natürlich das größte Hemmnis. Wir haben die Räder mit GPS-Tracker zunächst für ein Jahr verteilt. Als die wieder abgegeben werden sollten, waren einige den Tränen nah, weil sie sich so daran gewöhnt hatten und gerne weiterfahren wollten. Daraufhin haben wir uns entschieden, die Aktion zu verlängern und die Bikes an Nutzer*innen, die sie laut der Tracking-Daten regelmäßig nutzten, gratis, bzw. gegen eine sehr geringe Summe permanent abzugeben." Darüber hinaus hatte sie ein Video im Gepäck, von Radkursen für Frauen und Mädchen. Viele hatten in ihrer Kindheit kein Radfahren gelernt, mitunter, weil in ihrem Geburtsland das Fahrrad kaum genutzt wird. Die Kursteilnehmerinnen entwickelten großen Spaß und betonten vor der Kamera, Selbstvertrauen zu gewinnen. Einige arbeiten heute selbst als freiwillige Kursleiterinnen.

 

Hinzu kommt in Birmingham der Versuch des Abbaus sozialer Barrieren - den kostenlosen Zumba-Kurs anzunehmen fällt übergewichtigen Menschen mitunter schwer, wenn der Trainerstab ausschließlich aus schlanken und gut trainierten Personen besteht - genauso wie mit einer Überarbeitung der städtischen Beschilderung. Als Beispiel wurde die der Eingang eines Skateparks gezeigt, bei der die in ihrer Schriftgröße dominierende Botschaft kein Willkommensgruß war, sondern lautete "Dieser Platz darf bei Dunkelheit nicht benutzt werden. Ab 21 Uhr ist die Benutzung darüber hinaus grundsätzlich verboten." 

 

Das Thema Gender in der Planung - Empowerment durch Sport - spielte insgesamt in mehren Vorträgen eine große Rolle - so werden Großspielfelder derzeit noch von 90% durch Männer genutzt, weshalb einige Städte Frauen-Teamsport fördern möchten. In diesem Kontext ging es auch um Infrastruktur - Toiletten im öffentlichen Raum, erneut um Beschilderung, etc. Deutlich wurde darüber hinaus, dass das landesweit regelmäßig mit dem Format von temporären Straßensperrungen zur Umnutzung als Spielstraße experimentiert wird - in Manchester können sich zum Beispiel Anwohner*innen mit Vorschlägen bewerben, 27 von 96 Anträgen wurden im Laufe der Zeit schon angenommen. 

 

Roger Higmann, Direktor des Network of Wellbeing, schlug kritische Töne an und gab den Planer*innen Fragen zur "capitalising attraction" mit auf den Weg: Dazu überall befänden sich Werbetafeln im öffentlichen Raum, am extremsten zu beobachten in London, wo neben den Rolltreppen zur Tube, in den Wartezonen, auf und in den Fahrzeugen und sogar an den Säulen zur Ticketkontrolle Anzeigen prangten. "Wir suggerieren den Menschen, dass Spaß und ein gesundes Leben kosten. Dabei ist ein Spaziergang im Park völlig kostenfrei. Wir lassen es zu, dass immer mehr neue und teure Tempel für Konsum und Erholung entstehen. Sollte es nicht auch die Aufgabe von Planern sein, den öffentlichen Raum vor der fortwährenden Ökonomisierung zu schützen?" Passend dazu die Zahlen von Aude Bicquelet als Wissenschaftlerin des Royal Town Planning Institute, die Zahlen zur Relation von psychischen Problemen, Einkommen und den körperlichen Vorteilen von Sport präsentierte. 

 

Ich freue mich jetzt sehr darauf, noch ein paar Tage Sonnenstrahlen zu tanken, mich mit dem Mietwagen in den Linksverkehr zu stürzen und am menschenleeren Strand zur Nebensaison die anstehende Zeit in Sheffield zu planen.