Keep talking: Engage Liverpool stößt Dialoge an

Gerry Proctor von 'Engage Liverpool'
Gerry Proctor von 'Engage Liverpool'

Dialog instead of Rioting: Gerry Procter ist der Vorsitzende von Engage Liverpool (EL) einer Community Interest Company (ein Hybrid zwischen einer NGO und einem Verein), die sich für die Interessen der Bewohner*innen der Liverpooler Innenstadt und der Hafengebiete gegenüber  von  Investoren und Politik einsetzt. Darüber hinaus möchte die sich als unpolitisch verstehende Organisation zivilgesellschaftliche Debatten im Stadtraum anstoßen.

 

Das Grundprinzip von EL bringt Gerry knapp auf den Punkt: "Keep talking till you find THE solution." Dabei müsse ein gelungenes Dialog- und Partizipationskonzept fünf Fokusgruppen innerhalb des Gebietes einbinden: Politik/Verwaltung, Anwohner*innen/Zivilgesellschaft, Unternehmen/Industrie, Lehrkräfte/Erziehende sowie Wissenschaftler*innen. Sobald eine Gruppe fehle, sei die Lösung nicht mehr tragfähig. Ein beliebig skalierbares Statement, zu beherzigen sowohl beim Umbau eines Marktplatzes bis hin zur Entwicklung eines städtebaulichen Masterplans. 

 

Zudem gelte es, mit großmaßstäblichen, visionären Positivbeispielen (gerne auch internationaler Natur) von externen Referent*innen zu arbeiten und mit diesen in den Dialog einzusteigen: "Wenn der Impulsvortrag direkt zu Beginn einer Veranstaltung schon klar macht, was möglich ist, wenn man sich auf die eine Lösung festlegt, überzeugt man schnell auch Kritiker*innen,. Und zwar bevor sie gefragt sind, ihre Bedenken vorzutragen." Gerry rät dabei grundsätzlich  davon ab, Impuls-Referent*innen politisch oder administrativ zu besetzen. Heruntergebrochen kann das bedeuten: Warum nicht mal Anwohner*innen aus einer anderen Stadt einladen, um von der Qualität eines neuen Parks oder Bauprojektes zu berichten? Dies sei glaubwürdiger und schaffe eine positive Grundstimmung. 

 

Engage Liverpool hat diese Prinzipien zuletzt bei Aufklärungsveranstaltungen zum Welterbe-Status der Hafenfront angewendet. Dieser ist aktuell aufgrund von großen Bauprojekten in Gefahr - unter anderem geht es dabei um einen potenziellen Stadionneubau des Everton FC. Im Frühjahr 2020 fällt die UNESCO die Entscheidung über eine Aberkennung. Das Team um Gerry wünscht sich eine offene, zivilgesellschaftliche Debatte, was schwierig sei, da Politik und lokale Presse diese kaum zuließen. In dem Konflikt wird durch Politik und Medien damit argumentiert, dass der Status den ökonomischen Aufschwung der Stadt gefährdet. Um ausgewogene Positionen zu vermitteln, hat EL eine Seminarreihe unter dem Teil "As staute worth fighting for?" ins Leben gerufen, zu der internationale Expert*innen eingeladen wurden, was rund 150 Liverpooler*innen pro Veranstaltung anzog.

 

Gerade laufen die Vorbereitungen für weitere von EL initiierte Debatten: Es geht es um Radfahren in der Stadt, Regionalisierung/Dezentralisierung und Obdachlosigkeit. Um letzteres Thema lösungsorientiert zu behandeln, wird im Oktober beispielsweise ein finnischer Aktivist anreisen und berichten, wie die Obdachlosigkeit im Land mit gezielten Strategien nahezu auf Null gesunken ist. Anschließend kommt ein Vertreter auf regionaler Ebene zu Wort, bevor lokale Aktivist*innen ein Panel bestreiten.