Milton Keynes: Festival of Creative Urban Living

Milton Keynes: der nächste längere Stop der Reise. "A strange place" - so wurde in den vergangenen Wochen häufig vorgewarnt. Dass Milton Keynes eine durchaus besondere Stadt ist, ergibt sich bereits aus der kurzen Geschichte: Sie ist die größte der vom Reißbrett aus geplanten englischen New Towns, gebaut, um den Wohnungsmarkt rund um London zu entlasten. MK liegt dementsprechend zwischen London und Birmingham, auch Oxford, Cambridge und Leicester sind von hier aus gut zu erreichen. 

 

Im Jahr 2017 feierte Milton Keynes seinen 50.  Geburtstag - und jetzt das Festival of Creative Urban Living mit spannendem Belgleitprogramm, eine Zusammenarbeit von raumlabor Berlin und dem City Council der Stadt. Los ging es vergangenen Donnerstag. Fiona Boundy hat das Festival seitens der Stadt kuratiert und erläuterte zum Start die Hintergründe des Festivals: "Es war Teil des Konzeptes, mit dem Milton Keynes angetreten war, European Capital of Culture 2023 zu werden. Das Konzept stand, die Bewerbung war fertig, doch dann zerschlug die Brexit-Abstimmung die Planung, denn England wurde als Reaktion darauf durch die EU ausgeschlossen als potenzieller Titel-Kandidat. Die Stadt hat sich daraufhin entschlossen, das Festival dennoch aufzulegen." 

 

Erster Eindruck der Stadt: Straßen, Straßen, Straßen, Kreisverkehre, Bäume und kaum Menschen, obwohl die Einwohnerzahl bei rund 300.000 liegt. Der ÖPNV schwach ausgebaut, im Auto fühlt es sich an wie eine Fahrt über breite amerikanische Boulevards und Highways. Jedenfalls so fern man gedanklich Bäume gegen Palmen tauscht. Fest steht: Milton Keynes hat Probleme mit Identität und Image. Ersteres ist üblich bei so relativ jungen Städten, die keine bemerkenswerte Historie aufweisen, anders als bspw. eine Dom-Stadt wie Köln oder Trier mit seinem römischen Erbe. Aus letzterem ergeben sich die Placemaking-Bemühungen, Milton Keynes über Kultur bekannt zu machen, eine Taktik, die bspw. in Liverpool funktioniert hat.

 

In diesem Kontext frage ich mich übrigens immer häufiger, inwiefern der Titel Essen, ECOC-Stadt 2010, geholfen hat. In den vergangenen zwei Monaten, in denen ich  beinahe täglich mein Reise-Intro gegeben habe, ist es nur dreimal(!) vorgekommen, dass mein Wohnort Essen über Kultur und den Titel und bekannt war. An einer Hand abzählen lassen sich auch die "Essen, ja, schonmal gehört"-Momente. Große Zustimmung erst bei "Nähe Düsseldorf", oder, noch schlimmer, der Not-Variante "close to Cologne". Vielleicht ist das ganze aber auch mein Fehler und ich sollte mich an den Hochglanz-Hülsen des Regionalverband Ruhrs orientieren und behaupten: "Ich lebe in der Metropole Ruhr. Stadt der Städte". Vorher freue ich mich erstmal auf die Begegnungen und Veranstaltungen in Milton Keynes. 

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