Milton Keynes: Kultur als Standortfaktor

Monica Ferguson bei der Präsentation auf der offenen Festival-Bühne. Die temporäre Struktur zwischen Einkaufszentren und Bushaltestelle zieht immer wieder auch neugierige Passanten an.
Monica Ferguson bei der Präsentation auf der offenen Festival-Bühne. Die temporäre Struktur zwischen Einkaufszentren und Bushaltestelle zieht immer wieder auch neugierige Passanten an.

Zum Programm des Festivals of Creative Urban Living gehören zahlreiche Workshops, in denen die Entwicklung der Stadt thematisiert wird. Besonders aufschlussreich fand ich dabei einen Vortrag von Monica Ferguson. Sie organisiert das alle zwei Jahre stattfindende Milton Keynes International Festival als Kunst- und Kulturveranstaltung, die den städtischen Raum als Bühne nutzt und hatte  beeindruckende Bilder im Gepäck. Hintergrund: Milton Keynes ist eine der am schnellsten wachsenden englischen Städte, weist aber aufgrund der Gründungsgeschichte als junge, autogerechte Planstadt ein Defizit im Bereich Kunst und Kultur auf. Neben Programmen wie "Artists in Residence", bei dem auswärtige Künstler*innen über einen längeren Zeitraum hinweg  in Milton Keynes leben und arbeiten, soll das Internationale Festival "memorable experiences" schaffe, wie Ferguson es beschreibt - Veranstaltungen und Tage, an die sich jede*r in der Stadt erinnert (Identifikation) und die für positive Medienberichterstattung sorgen (Image).

 

Kultur als weicher Standortfaktor - so manche Kommune tut sich schwer mit der Einordnung. Im Gegensatz zu den harten Faktoren wie Gewerbesteuern, Flächenverfügbarkeiten oder Subventionen lässt sich der Erfolg nicht monetär messen. Gerade im Ruhrgebiet scheint das ein großes Problem zu sein. Die soziokulturelle Vielfalt der Städte fällt häufig von der öffentlichen Agenda. 

 

Ferguson zeigte auf, was möglich ist und wie sich Erfolg indirekt messen lässt: über Fotos aus strukturschwachen Quartieren, in Christen und Muslime gleichermaßen Spaß haben an einer als Hüpfburg gestalteten Stonehenge-Nachbildung. Über Fakten: als mitten in einem Einkaufszentrum eine Zirkusbühne für Theatervorstellungen errichtet wurde, waren die Vorstellungen schnell ausverkauft. 77% der Käufer*innen waren dabei noch nie zuvor im städtischen Verkaufssystem für Kulturveranstaltungen registriert, hier konnten also erstmals Zielgruppen abseits der klassischen Theatergänger*innen erreicht werden. Über Zahlen: bei der ersten Ausgabe des Internationalen Festivals in Milton Keynes steuerte die Betreibergesellschaft des größten Einkaufszentrums der Stadt 25.000 Pfund zum Festivalbudget bei, bei der letzten Festival-Ausgabe in 2018 waren es 110.000 Pfund.  Grundsätzlich komme Einein signifikanter Anteil des Geldes mittlerweile von in Milton Keynes ansässigen Firmen, die erkannt hätten, dass gut ausgebildete Arbeitnehmer*innen nicht nur anhand der Gehälter entscheiden, in welche Stadt sie ziehen. page22image43454976

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